- Piastenreich
- PiastenreichDie Anfänge des polnischen Staates lassen sich in den schriftlichen Quellen bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen, doch muss die Vereinigung der slawischen Stämme zwischen Oder und Weichsel unter dem Geschlecht der Piasten (hergeleitet von einem sagenhaften Dynastiegründer Piast) schon geraume Zeit zuvor erfolgt sein. Der sächsische Geschichtsschreiber Widukind von Corvey erwähnt zum Jahre 963 den Polenherzog Mieszko I., der als Freund (»amicus«) Kaiser Ottos des Großen bezeichnet wird, dem er für das Gebiet zwischen Oder und Warthe tributpflichtig ist. Durch seine Heirat mit Dobrowa, der Tochter des Böhmenherzogs Boleslaw I., schloss sich Mieszko dem Christentum in westlich-römischer Form an und ließ sich 966 taufen. Im Bündnis mit den ottonischen Kaisern und bei Anerkennung ihrer Oberhoheit gelang es ihm im Konflikt mit Böhmen, Schlesien und die Gebiete an der oberen Weichsel an Polen anzugliedern.Sein Sohn und Nachfolger Boleslaw I. Chrobry (»der Tapfere«) konnte die erfolgreiche Politik seines 992 verstorbenen Vaters fortsetzen und in enger Freundschaft mit Kaiser Otto III. eine hegemoniale Stellung unter den christlichen Slawen erringen. Als der jugendliche Kaiser im Jahre 1000 nach Gnesen pilgerte, um dort am Grab seines Freundes, des von den Pruzzen (die heidnischen, baltischen Vorfahren der Preußen) erschlagenen Erzbischofs Adalbert von Prag, zu beten, konnte Boleslaw die persönliche Begegnung mit Otto dazu nutzen, die eigene Stellung entscheidend aufzuwerten. Polen erhielt eine eigene kirchliche Organisation mit dem Erzbistum Gnesen und den Suffraganbistümern Krakau, Kolberg und Breslau, und der Polenherzog selbst empfing aus der Hand des Kaisers eine Nachbildung der heiligen Lanze mit einer Reliquie vom Kreuze Christi und wurde möglicherweise schon damals zum König erhoben.Bald nach dem Tode Ottos III. (1002) geriet Boleslaw in Konflikt mit dessen Nachfolger Heinrich II. Nachdem es ihm bei böhmischen Thronwirren 1003 gelungen war, die Herrschaft über Böhmen und Mähren zu erringen, führte die Weigerung, dem deutschen König den Lehnseid zu leisten, zu langwierigen Kämpfen mit dem Reich, wobei sich Heinrich II. sogar wiederholt mit heidnischen Liutizen gegen seinen christlichen Widersacher verbündete. Im Frieden von Bautzen 1018 blieb Boleslaw Sieger und konnte die Lausitz und das Milzener Land als Reichslehen behaupten. Im gleichen Jahr griff er in die russischen Thronwirren ein und war sogar in der Lage, für kurze Zeit Kiew zu besetzen. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs II. (1024) ließ sich Boleslaw erneut zum König krönen, starb aber schon kurze Zeit später (17. Juni 1025).
Universal-Lexikon. 2012.